Nachdem sie sich gleich wieder beruhigt hatten, fragte ihn die größere der beiden: »Von woher kommst du denn?«
»Aus München, der Stadt mit Herz«, antwortete er mit stolzgeschwellter Brust. »Darf ich euch zu einem Drink einladen?«
Die beiden blickten sich kurz an und antworteten gleichzeitig »Warum nicht« – um sofort wieder ins Kichern zurückzufallen.
Er drehte sich zum Barmann um und winkte ihn lässig zu sich. Dieser nahm mürrisch seine Bestellung auf und stellte kurze Zeit später wortlos 3 Bloody Mary vor ihnen auf die Theke. Siggi drückte jeder der beiden ein Glas in die Hand und ergriff dann sein eigenes um ihnen lächelnd zuzuprosten.
Es begann der übliche Smalltalk mit Austausch der Namen und Berufe. »Nur leider noch nicht von Körperflüssigkeiten«, dachte Siggi vor sich hingrinsend. Aber das würde schon noch kommen! Nach der vierten Runde Bloody Mary wurden die Mädels zusehends lockerer. Die Gesichter vom Alkohol gerötet, über die zotigen Witze von Siggi gackernd, fühlte dieser sich ermutigt Körperkontakt aufzunehmen. Beiläufig legte er die Hand um die Hüfte von Angelina. So lautete der Namen der Größeren, wie sie im Verlaufe des Abends verraten hatte. Sie ließ dies ohne jeglichen Widerstand geschehen. Im Gegenteil, er hatte den Eindruck als würde es ihr gefallen. Auch die Kleinere, mit Namen Claudia, schmiegte sich an seine linke Seite.
»Warum nicht beide beglücken«, dachte er siegesgewiss. Er beugte sich zu Angelinas linkem Ohr und flüsterte ihr zu: »Wollen wir uns nicht an einen ruhigeren Ort zurückziehen? Deine kleine Freundin kann uns ja ruhig Gesellschaft leisten.« Kaum ausgesprochen, bemerkte er, wie sich ihr Körper versteifte. »Was ist los, ich dachte ihr wolltet auch etwas Spaß haben?« Doch bevor er zu Ende sprechen und den Sinneswandel in Erfahrung bringen konnte, kamen zwei bullige Kerle von hinten auf die kleine Gruppe zu. Ihn ignorierend, tippte der Nächststehende auf Angelas Schulter. Sie drehte sich erschrocken um und ihr Gesicht verfinsterte sich schlagartig als sie den Störenfried gewahr wurde.
Ohne Umschweife sprach er sie mit befehlender Stimme an: »Es wird Zeit nach Hause zu gehen«.
Ohne ein Wort, mit demütigem Blick ergriff Angela ihre Handtasche. Siggi überrumpelt durch das plötzliche Auftauchen der beiden, fand langsam seine Sprache wieder. Gerade als er ansetzte seinen Widerspruch kundzutun, stieß ihm der Kerl in seiner Nähe einen Finger auf die Brust und zischte gleichzeitig: »Du hältst dich da raus Junge! Das hier ist eine Familienangelegenheit!«
Die Widerworte schluckend, fühlte er sich plötzlich äußerst unwohl in seiner Haut. Abwehrend streckte er seine Hände empor und war nur imstande ein »Ok, Ok, ist ja schon gut«, zu murmeln. Die beiden Mädchen wendeten sich inzwischen ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen von ihm ab und trotteten folgsam den beiden finster dreinschauenden Kerlen hinterher, die sich schon stumm Richtung Ausgang bewegten.
Verärgert über den bis dahin so gut verlaufenden Abend fluchte er leise vor sich hin: »Diese Idioten, mussten sie gerade jetzt auftauchen. Die sind ja hier schlimmer als in Anatolien.« Durch diesen Auftritt war der Abend für ihn endgültig gelaufen. Er drehte sich zum Barmann um und deutete ihm an, dass er zahlen wolle. Breit grinsend kam dieser auf ihn mit den Worten zu: »Macht 80 Mark!«
Er dachte sich insgeheim: »Der blöde Typ denkt wohl, er kann für sein unverschämtes Grinsen auch noch Trinkgeld kassieren. Da kann er lange warten!« Er legte das Geld abgezählt auf die Theke, trank sein halb volles Glas mit einem Zug leer und verließ noch immer verärgert mit großen Schritten die Disco.
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